Werkstatt der Mutigen: Was lokal wirkt, wächst bundesweit

Menschen erleben Politik in ihren Kommunen. Die Werkstatt der Mutigen zeigt, was überall in Deutschland gut funktioniert. Seit dem Auftakt in Berlin haben über 20 regionale Werkstätten bundesweit stattgefunden. Hier treffen Gestalter:innen auf Kandidierende und Abgeordnete des Bundestags – mit einem klaren Ziel: Erfolgreiche Lösungen überparteilich verbreiten und die Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft neu gestalten. Ein Modell für die Zukunft?

Von Klima-Taskforces über Bildungsinitiativen bis hin zu digitaler Infrastruktur – überall in Deutschland gibt es engagierte Menschen, die Lösungen entwickeln und unsere Demokratie mit Leben füllen. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 eine besorgniserregende Entwicklung: Rechtsextreme haben erheblichen Zuspruch erhalten und sind nun die zweitstärkste Kraft im Parlament. Das zeigt, wie wichtig es jetzt für die demokratische Mehrheit ist, zusammenzuarbeiten. Vertrauen und tragfähige Lösungen sind gefragter denn je.

Mit der Werkstatt der Mutigen haben wir einen Gegenentwurf zu Spaltung und Polarisierung aufgezeigt. Beim Auftakt in Berlin am 29. Januar 2025 kamen 200 regionale Gestalter:innen – Bürgermeister:innen, Sozialunternehmer:innen und Initiativen aus der Zivilgesellschaft – mit 20 Bundestagskandidierenden der demokratischen Parteien zusammen. Im Berliner Zukunftsmuseum Futurium erprobten sie eine neue Form der politischen Zusammenarbeit: lösungsorientiert, über Parteigrenzen hinweg und mit direktem Bezug zur Praxis.

Ein zentrales Ergebnis war das „Manifest für Regionales Gestalten“, das erfolgreiche kommunale Ansätze bündelt und Impulse für die Bundespolitik setzt. Berlin war nur der Anfang: Mehr als 20 regionale Werkstätten in ganz Deutschland setzen diese Zusammenarbeit fort – mit über 300 Gestalter:innen, die sich aktiv einbringen. Über 120 Abgeordnete und Kandidierende haben sich beteiligt, 70 Matches wurden allein in der Berliner Werkstatt gebildet.

Überparteilich. Lösungsorientiert. Deutschlandweit.

Seit dem Auftakt in Berlin haben über 20 regionale Werkstätten stattgefunden – und es wird weitergehen. Jetzt sind alle politischen Entscheidungsträger:innen sind gefragt, kreative und beteiligende Formen der Zusammenarbeit in ihre Arbeit einzubinden. Denn es geht um nichts weniger als die Zukunft unserer Demokratie.

Mit der Werkstatt der Mutigen hat die Allianz der Gestalter:innen ein Modell für überparteiliche Zusammenarbeit entwickelt. Unsere Erfahrung zeigt: Es ist nicht immer einfach, Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen – aber es ist möglich. In den letzten Jahren haben wir bewährte Methoden entwickelt, um solche Prozesse zu gestalten. Deshalb begleiten wir die regionalen Werkstätten eng und stellen den Organisator:innen einen Werkzeugkasten mit erprobten Formaten, Leitprinzipien und praxisnahen Anleitungen zur Verfügung.

 

It's a Match

Von Speed-Matching über Fishbowl-Diskussionen bis hin zum World Café: In den Werkstätten der Mutigen verbinden sich Gestalter:innen und Bundestagskandidierende bundesweit entsprechend ihrer Schwerpunkte und Interessen. Gemeinsam bilden sie Tandems und treiben bewährte regionale Lösungen parteiübergreifend voran. 

 

Wandlitz in Brandenburg: Demokratie lebt von Mitmachen 

So sind in Wandlitz, Brandenburg, beispielsweise mehr als 40 Menschen für eine Werkstatt der Mutigen zusammengekommen. Organisiert wurde das Format von Nicole Bogott, Bündnis 1A Bürgernah, und Andreas Kinski, Gestalter und unabhängiger Kommunalpolitiker, unterstützt von der Allianz der Gestalter:innen

Mit dabei waren unter anderem Isabelle Czok-Alm (Die Linke), Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen, MdB), Michael Stürmer (Freie Wähler), Mike Menzel (FDP), Stefan Zierke (SPD, MdB) und Ulrike Mauersberger (CDU). Zudem nahmen zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen teil, darunter die Barnimer Landfrauen, das Bündnis 1A Bürgernah, die Geschichtswerkstatt Wandlitz, die GUTEmission aus Biesenthal, der Heimat- und Kulturverein, der Rofinpark aus Eberswalde und viele mehr.

 Wenn wir Beteiligung nur auf Wahljahre beschränken, bleibt viel Potenzial ungenutzt”, so Nicole Bogott”, sagte Nicole Bogott. Die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Politik müsse dringend gestärkt werden, damit Vertrauen in politische Institutionen wiederhergestellt werden könne.


Themar: Passgenaue Lösungen 

In Themar, Thüringen, kamen ebenfalls mehr als 40 Beteiligte für eine Werkstatt der Mutigen zusammen, in einer ehemaligen orthopädischen Werkstatt: Wo einst Maßschuhe gefertigt wurden, ging es jetzt darum, passgenaue Lösungen für die Region zu entwickeln. Organisiert wurde das Format von Sara Langert vom Bündnis Kloster Veßra, unterstützt von der Allianz der Gestalter:innen.

Mit dabei waren Raimund Meß (SPD), Philipp Weltzien (Die Linke), Manfred Kröber (Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Schröder (BSW), Gerald Ullrich (FDP), Erik Thürmer (CDU) und Christian Horn (Piraten, ÖDP, Die Partei) sowie Gestalter:innen und der Ostbeauftragte der Bundesregierung.

Ein zentrales Thema war die Rolle lokaler Bündnisse in unserer Demokratie. Das Bündnis Kloster Veßra, das sich gegen rechtsextreme Strukturen in der Region engagiert, betonte: Veränderung muss von den Menschen vor Ort ausgehen. Sie darf nicht nur eine Bewegung gegen etwas sein, sondern braucht eine positive Vision.

In Arbeitsgruppen haben sich die Teilnehmenden über Lösungen für ihre Region ausgetauscht – von Bürgerdialogen über neue Begegnungsorte gegen Einsamkeit bis hin zu mehr Angeboten für junge Menschen. Die Kandidierenden wurden dabei nicht nur zur Diskussion ermutigt, sondern aufgefordert, ihre Position mit einem Foto und einem konkreten Commitment zu unterstreichen. Bemerkenswert war, dass sich viele von ihnen unabhängig von der Parteizugehörigkeit für die gleichen Schwerpunkte – insbesondere Jugendthemen – einsetzten. Das zeigt: Praktische Lösungen vor Ort folgen keiner Parteifarbe, sondern dem gemeinsamen Ziel, das Leben der Menschen konkret zu verbessern.

Ein neues Modell für überparteiliche Zusammenarbeit

Die Herausforderungen in den Kommunen sind groß – von Bildung über Gesundheitsversorgung bis hin zu nachhaltiger Infrastruktur. Doch überall in Deutschland arbeiten engagierte Menschen bereits an Lösungen und zeigen, wie Veränderung vor Ort gelingt.

Demokratie lebt vom Mitgestalten – sie muss kontinuierlich weiterentwickelt werden. Genau das beweisen mittlerweile über 300 regionale Gestalter:innen, die in ihren Gemeinden und Städten neue Wege gehen.

Jetzt wollen wir in der Allianz der Gestalter:innen diesen Ansatz zu stärken: in über 100 Orten pragmatische Lösungen vorantreiben, überparteiliche Zusammenarbeit ausbauen und eine neue gesellschaftspolitische Kraft aus der Mitte heraus formen. Denn die Zukunft unserer Demokratie entsteht durch mutiges, gemeinsames Handeln – lokal und bundesweit.

 

Text: Nina Schiegl, Johannes Tödte

Über die Allianz der Gestalter:innen 


Die Allianz der Gestalter:innen ist ein Netzwerk von Einzelpersonen und Organisationen, die vor Ort aktiv Veränderungen gestalten. Sie mobilisieren Menschen über politische und sektorale Grenzen hinweg, entwickeln innovative Lösungen und setzen Projekte mit hoher Umsetzungsstärke in die Praxis um. Dabei stehen die Prinzipien des Grundgesetzes und der Menschenrechte als demokratische Leitlinien im Fokus.

Die Allianz wird von der gemeinnützigen Organisation ProjectTogether getragen und arbeitet eng mit Partnern wie Neulandgewinner, dem Netzwerk junger Bürgermeister:innen und weiteren Initiativen zusammen, um eine zukunftsfähige und resiliente regionale Entwicklung zu fördern.

www.werkstatt-der-mutigen.org

 

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