Vereint für Demokratie: Wie ein Fonds Engagement vor Ort stärkt
Der Vereint für Demokratie Fonds bündelt Kräfte aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Philanthropie, um Demokratie dort zu stärken, wo sie jeden Tag gelebt wird.
Anfang 2024 in Deutschland: Rechtsextreme Parteien gewinnen an Einfluss, und Angriffe auf Engagierte häuften sich. Gleichzeitig zeigten Millionen auf den Straßen Haltung für Zusammenhalt, Vielfalt und Rechtsstaatlichkeit. Aus dieser Energie entstand eine Idee: gesellschaftliche Verantwortung nicht nur zu fordern, sondern gemeinsam zu finanzieren. So wurde der Vereint für Demokratie Fonds geboren – als Allianz von Wirtschaft, Stiftungen und Zivilgesellschaft, die Demokratie vor Ort stärkt und Vertrauen in die Institutionen erneuert.
Demokratie unter Druck
75 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes erlebte Deutschland einen Stresstest für seine Demokratie. Die Enthüllungen über rechtsextreme Pläne führten zu landesweiten Demonstrationen, während Hass im Netz und auf der Straße zunahm. Zahlreiche Initiativen engagierten sich täglich gegen Hetze und Polarisierung. Oft mit großem Einsatz, aber wenig finanzieller Sicherheit. Gleichzeitig suchten viele Unternehmen und Stiftungen nach Wegen, über symbolische Gesten hinauszugehen und konkrete Verantwortung zu übernehmen.
Demokratie ist keine Selbstläuferin. Sie muss jeden Tag neu gelebt, verteidigt, aber auch weiterentwickelt werden.
»Der Schutz unserer Demokratie geht uns alle an. Deshalb freue ich mich, dass wir zusammen mit der Wirtschaft der engagierten Zivilgesellschaft vor Ort den Rücken stärken. Mit dem Fonds bringen wir Finanzierung dorthin, wo sie hier und jetzt dringend benötigt wird.«
Esra Küçük, ehemalige Vorständin der Allianz Foundation und Mit-Initiatorin des Fonds
Ein neuer Ansatz: Collective Funding für Demokratie
Im Mai 2024 hat das Bündnis Vereint für Demokratie den einen eigenen Fonds gegründet: Der Vereint für Demokratie Fonds bündelt finanzielle Mittel von Unternehmen und Stiftungen für eine schnelle und unbürokratische Vergabe an Organisationen aus der Zivilgesellschaft, die mit bewährten Ansätzen Demokratie stärken und ihre Aktivitäten schnell ausweiten wollen.
Das Prinzip: Viele tragen gemeinsam Verantwortung, anstatt einzeln zu fördern. Die Auswahl trifft eine unabhängige und vielfältig zusammengesetzte Jury. Sie kam im Mai und September 2024 zusammen und entschied über die Vergabe der jeweils bis dahin vorhandenen Mittel.
In nur wenigen Monaten konnten über 30 Förderpartner:innen gewonnen werden. Von Unternehmen über Stiftungen bis hin zu Einzelpersonen. Mit dabei ist die Deutsche Postcode Lotterie, die den Fonds mit einer Million Euro unterstützte.
Insgesamt konnten in zwei Förderrunden über zwei Millionen Euro an mehr als 60 Organisationen vergeben werden. Ein Großteil davon an Initiativen aus Ostdeutschland, die in ländlichen Regionen demokratisches Engagement stärken.
»Die größtmögliche Wirkung erreichen wir durch das Zusammenspiel von Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Mit der Verstetigung des unabhängigen Fonds schaffen wir eine nachhaltige Grundlage, um Organisationen zu fördern, die den Zusammenhalt in unserer Demokratie stärken.«
Friederike Behrends, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Postcode Lotterie
Vertrauen vor Ort zurückgewinnen
Gefördert werden Organisationen, die Demokratie im Alltag erlebbar machen. Eine von ihnen ist heimatBEWEGEN aus dem Harzvorland. Der Verein lädt Bürger:innen ein, gemeinsam Projekte im ländlichen Raum zu gestalten: von Kulturveranstaltungen bis zu Mitmach-Werkstätten. Das Ziel: neues Vertrauen zwischen Verwaltung, Ehrenamt und Bevölkerung.
»Wir laden die Menschen ein, aus der Meckerhaltung ins gemeinsame Tun zu kommen. Durch Beteiligung entsteht Mitsprache, und das stärkt die Demokratie. Die Förderung durch den Fonds hilft uns sehr dabei.«
Anneke Richter, Gründerin von heimatBEWEGEN
Auch bundesweite Organisationen wie CORRECTIV wurden vom Vereint für Demokratie Fonds unterstützt: Mit der Förderung konnte das Medienhaus Tausende Menschen qualifizieren, selbst Faktenchecks gegen Desinformation durchzuführen – Demokratiearbeit zum Mitmachen.
»Die Vereint-für-Demokratie-Förderung ermöglicht es uns jetzt, bewährte Ideen und Projekte schneller und größer zu machen. Zum Beispiel wollen wir damit 6.000 Menschen befähigen, als Laien mit Faktenchecks gegen Desinformation aktiv zu werden.«
Jeannette Gusko, ehemalige Co-Geschäftsführerin von CORRECTIV
Zudem stärkt der Fonds Netzwerke zwischen geförderten Initiativen. Regelmäßige Treffen, Workshops und gemeinsame Kommunikationsplattformen sorgen dafür, dass Projekte voneinander lernen und Synergien schaffen. So entsteht ein wachsendes Ökosystem für Demokratiearbeit in ganz Deutschland.
Allianz für die Demokratie
Der Fonds ist Teil des Bündnisses Vereint für Demokratie, getragen von der Allianz Foundation, dem Business Council for Democracy (BC4D), ProjectTogether, dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND), Charta der Vielfalt e. V., Scholz & Friends und weiteren Partner:innen. In der Jury wirken Persönlichkeiten wie Christiane Benner (IG Metall), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Matthias Quent oder Susanne Baer mit.
Sie alle eint die Überzeugung, dass Demokratie gemeinsames Handeln braucht – und dass Wirtschaft und Zivilgesellschaft dabei eine zentrale Rolle spielen.
»Demokratie und Mitbestimmung sind das Fundament für unseren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg. Wenn wir diese Grundlage gefährden, setzen wir auch unsere Zukunft aufs Spiel.«
Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall und Jurymitglied
Neben der finanziellen Förderung entsteht durch das Bündnis auch ein gemeinsamer Lernprozess: Unternehmen verstehen besser, wie sie gesellschaftliches Engagement langfristig verankern können, während Organisationen Einblick in nachhaltige Finanzierungsstrukturen gewinnen. So wächst gegenseitiges Verständnis – und eine neue Form von Verantwortungskultur.
ProjectTogether in Aktion
ProjectTogether hat den Vereint für Demokratie Fonds gemeinsam mit der Allianz Foundation und weiteren Partner:innen initiiert und koordiniert.
- Konzeption und Prozessgestaltung: Entwicklung des Fonds, seines Designs und eines schnellen, transparenten Förderverfahrens im Rahmen des Bündnisses Vereint für Demokratie
- Koordination: Vernetzung der beteiligten Partner:innen, Kommunikation mit Jury und Förderorganisationen
- Wirkungslogik: Übertragung des Collective-Funding-Prinzips aus vorherigen Fonds (z. B. Welcome Alliance Fund) auf Demokratiearbeit
- Wissensaufbau: Dokumentation und Weitergabe von Learnings für zukünftige Public-Civic-Funding-Modelle
Schnell, flexibel und basierend Vertrauen
Der Vereint für Demokratie Fonds zeigt: Wenn Wirtschaft, Stiftungen und Zivilgesellschaft ihre Kräfte bündeln, entstehen nachhaltige Strukturen, die Demokratie lebendig halten.
Die Zusammenarbeit für den Vereint für Demokratie Fonds hat auch den Impuls für die Allianz der Gestalter:innen gesetzt: Aus dem Netzwerk der geförderten Initiativen entstand die Idee, regionale Lösungsansätze und Demokratiearbeit systematisch mit Bundespolitik zu verknüpfen. Damit legte der Fonds den Grundstein für neue Formate wie die Werkstatt der Mutigen, in denen kommunale Gestalter:innen mit politischen Entscheidungsträger:innen zusammenkommen und ihre Erfahrungen in politische Prozesse einbringen.
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