Pressemitteilung: Farm-Food-Climate Festival — 200 progressive Köpfe des Lebensmittelsektors geben der Zeitenwende in den Ernährungssystemen eine nachhaltige Richtung.

Landwirt:innen aus ganz Deutschland, politische Entscheider:innen, zahlreiche Lösungsgeber:innen, Startups und Non-Profit Organisationen, insgesamt über 200 Akteur:innen aus der Agrifood-Branche – sie alle brachte das Team des ProjectTogether-Programms Farm-Food-Climate am vergangenen Wochenende auf der Domäne Schickelsheim in der Nähe von Königslutter (Region Braunschweig) zusammen.

Berlin, 20. September 2022. Landwirt:innen aus ganz Deutschland, politische Entscheider:innen, zahlreiche Lösungsgeber:innen, Startups und Non-Profit Organisationen, insgesamt über 200 Akteur:innen aus der Agrifood-Branche – sie alle brachte das Team des ProjectTogether-Programms Farm-Food-Climate am vergangenen Wochenende auf der Domäne Schickelsheim in der Nähe von Königslutter (Region Braunschweig) zusammen. Entstanden sind neue Partnerschaften und disruptive Lösungsansätze, die den komplexen Herausforderungen in der Landwirtschaft begegnen.

Vielfältige Stimmen aus dem Agrifood-Sektor teilen ihre Zukunftsbilder

Dr. Hermann Lotze-Campen (Leiter der Forschungsabteilung „Klimaresilienz“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Professor Humboldt-Universität zu Berlin) sprach über die Agrar- und Ernährungswende als Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der planetaren Grenzen und wie dringend und zentral daher die Transformation von Ernährungs- und Agrar-Systemen für das Erreichen der Klimaziele ist: „Klimafreundliche Landwirtschaft ist kein Luxus, sondern zentral um die Sustainable Development Goals umsetzen zu können und das 1,5 Grad Ziel zu erreichen.“

Nikola Steinbock (Rentenbank): „Der Begriff Transformation ist dieser Tage einer der häufigsten gebrauchten. Nicht ohne Grund: Wir stehen in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft vor grundlegenden Veränderungen, die notwendig sind. So auch in unserer Branche: der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Für uns heißt das, dass es für einen solch durchgreifenden Prozess viele Ideen und motivierte Menschen braucht, die einen guten und auch praktikablen Weg finden, die Transformation ökologisch, ökonomisch und sozial zielführend umzusetzen. Solche überaus motivierte und engagierte Menschen habe ich beim Farm-Food-Climate Festival getroffen. Lasst uns die Herausforderungen in der Landwirtschaft gemeinsam auch als Chance sehen und mit Collective Action den Wandel vorantreiben.“

Prof. Dr. Dirk Brockmann (Professor im Bereich Komplexitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Robert Koch-Institut) zeigte mit einem Vortrag zum Thema Komplexität in Ökosystemen, was wir daraus zu Kooperation lernen können: „Die Natur zeigt: Kooperation führt zu Innovation!“. Damit machte er klar, dass ein komplexes System mehr als nur die Summe seiner Einzelteile ist.

Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (Präsident des Johann Heinrich von Thünen-Instituts): „Mich hat am Farm-Food-Climate Festival die Frische, mit der an das Thema Klimaschutz herangegangen wird, überzeugt. Ebenso die Idee, sich dem Thema mittels des Prinzips der Graswurzelbewegung anzunähern. Denn Klimaschutz benötigt beides: sowohl Forscher:innen, die der Politik beratend zur Seite stehen, als auch die breite gesellschaftliche Initiative.“

Marisa Hüber (Gründerin Ayara Health & Fachärztin für Innere Medizin) sprach in einem Panel darüber, wie wir uns innerhalb der planetaren Grenzen gesund und nachhaltig ernähren können und kam zu dem Resümee: „Für wertvolle Vernetzungen und das Bilden von Synergien innerhalb des Agrar- und Ernährungssystems hat das Farm-Food-Climate Festival gesorgt und ich bin sehr gespannt zu sehen, was daraus erwächst! Lebensmittel wertzuschätzen bedeutet, uns selbst wertzuschätzen und zwar jeden Tag, bei jeder Mahlzeit. Die Aussage klingt trivial, ist jedoch heutzutage nicht immer selbstverständlich. Ich denke, dass uns die Fragen 'Was ist wirklich wertvoll und was hat welchen Wert?' in Zukunft intensiv beschäftigen werden. Dabei ist eines sicher: ohne Gesundheit (unsere eigene wie auch die unserer Lebensgrundlage – der Erde) verliert alles andere seinen Wert.“

Ein Wirtschaftssystem schaffen, das Vielfalt fördert

Dass es auch gute Ambitionen in der Politik gibt, haben Dr. Ophelia Nick als Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Christine Müller von der EU-Kommission Generaldirektion Klimapolitik DG Clima und das Land Niedersachsen, vertreten durch Prof. Dr. Ludwig Theuvsen (Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), gezeigt.

Dr. Ophelia Nick eröffnete mit ihrer Rede das Festival: „Natur ist Vielfalt. Deshalb müssen wir ein Wirtschaftssystem schaffen, das Landwirtschaft langfristig denkt und Vielfalt fördert.“ Weiter sagte sie: „Ich sehe die Landwirtschaft aus drei Perspektiven – der wirtschaftlichen, human-gesundheitlichen und der biologischen. Klar wird: über alle drei Bereiche hinweg besteht bereits das Wissen, mit dem sich nachhaltige Transformationen schaffen lassen. Offenbar gibt es also kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“

In über 25 Workshops arbeiteten die Festival-Teilnehmer:innen daher gemeinsam an Lösungsansätzen für die globalen Krisen unserer Zeit, wie den Biodiversitätsverlust oder die Klimakrise. Das Ziel: Die Vernetzung der Teilnehmer:innen aus verschiedenen Handlungsfeldern für neue Formen der Zusammenarbeit und schlagkräftige Kooperationsprojekte.

Beiträge waren unter anderem: Christine Müller verfolgte mit einem Workshop eine „Allianz für ein klimaresilientes Ernährungssystem – die Umsetzung der Europäischen Garantie für Kinder“. Christine Müller findet in Bezug auf die Verpflegung von Schulkantinen folgende Worte: „Wir müssen die Wochenmenüs und Einkaufspläne der Schulen transparent machen, um zu verstehen, welche Schulen, wo welche Produkte benötigen. Wenn wir diese Informationen in einem Geoinformationssystem (GIS) kartieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen, können wir rechtzeitig und angemessen auf die drei Hebel für ein klimaresilientes Ernährungssystem in der Schule reagieren: Angebot, Nachfrage und die Messung sowie Erfassung von Klima- und Biodiversitätsbilanzen.“

Tobias Bandel (The Landbanking Group) mit einem Workshop zum Thema: „Wir brauchen skalierbare Maßnahmen für eine regenerative Landwirtschaft, weil dies die ökonomisch sinnvollste Variante ist.“

Peter Wachter (Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e. V.) leitete einen Workshop unter der Frage: „Wie können Startups, Innovator:innen und Unternehmen gemeinsam die Zukunft gestalten?“ Vertreter:innen aus verarbeitenden Unternehmen wie der Bohlsener Mühle oder GOOD CROP erarbeiteten kooperative Ansätze, um die Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft voranzutreiben. Erwartungen, Visionen und auch Ängste bezüglich der Zukunft ihrer Unternehmen wurden geteilt und kooperative Ansätze für die Transformation der täglichen Arbeit erarbeitet.

Farm-Food-Climate: kein starres Programm, sondern eine Bewegung zur Umsetzung der Transformation

Auf dem Farm-Food-Climate Marktplatz traten Lösungsgeber:innen wie Initiativen, Start-ups, Landwirt:innen oder Vertreter:innen von Modellregionen in den Austausch und präsentierten sich mit ihren Produkten und Projekten. Engagierte Vertreter:innen aus verschiedensten Bereichen des Ernährungssektors trafen aufeinander und bewiesen in produktiven Gesprächen, dass bereits unglaublich viel Wissen vorhanden ist, welches für eine nachhaltige Zukunft des Agrifood-Bereichs eingesetzt werden kann. Zu nennen sind: Landwirt:Innen wie Marie von Schnehen, verknüpfende Initiativen in der Wertschöpfungskette wie nearbuy, Kreislauf schließende Unternehmen wie Knärzje und Novocarbo, Verbraucherinitiativen wie Du bist hier der Chef! - Die Verbrauchermarke, Think & Do Tanks wie der Food Campus Berlin und HelloSolution, sowie Förderer:innen wie die Landwirtschaftliche Rentenbank. Zudem gehören die vielen Institutionen, Initiativen und Unternehmen dazu, die dazu beitragen, das bestehende Agrar- und Ernährungssystem durch regenerative Landwirtschaft (beispielsweise TRIEBWERK, Climate Farmers, Klim), Technologien und Tracking-Systeme (beispielsweise Biodivers, dropnostix), Agroforestry (beispielsweise Lignovis), regionale Produktion und Vermarktung (beispielsweise Regionique) und Produkte in der Lebensmittelindustrie zu disruptieren.

ProjectTogether-Gründer Philipp von der Wippel schloss das Festival mit den Worten: „Farm-Food-Climate ist kein starres Programm, sondern eine Bewegung zur Umsetzung der Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungssektors. Und diese gestalten wir immer gemeinsam mit der Community.“

Zum Farm-Food-Climate Festival​

Der Veranstaltungsort: Der historische Zukunftsort Domäne Schickelsheim, ein 900 Jahre alter landwirtschaftlicher Betrieb, ermöglicht gemeinsames Gestalten in einer besonderen Atmosphäre: ein kreatives Umfeld für das fokussierte Arbeiten an Zukunftsthemen – inmitten der Natur.

Veranstalter:innen/Initiator:innen: Farm-Food-Climate, eine Innovationsplattform von ProjectTogether

Veranstaltungspartner:innen des Festivals: Das Festival wurde unterstützt von der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Domäne Schickelsheim (betrieben von Kaspar und Donata Haller), Braunschweigische Landessparkasse, Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e. V., Andreas Hermes Akademie, Reinau bewegt (Rittergut Lucklum).

Farm-Food-Climate Förderpartner:innen: Elobau Stiftung, Famtastisch Stiftung, Stiftung Mercator Schweiz. Farm-Food-Climate wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen eines eigenen Innovationsprogramms gefördert und wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Projektträger betreut.

Farm-Food-Climate ist ein Innovationslabor von ProjectTogether und setzt sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und nachhaltige Ernährungssysteme ein. Farm-Food-Climate bündelt Initiativen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Lebensmittelsektors. Zusammen mit Landwirt:innen und Partner:innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik entwickeln die Initiator:innen der Farm-Food-Climate-Community Lösungsansätze für die nachhaltigen Ernährungssysteme der Zukunft und Maßnahmen, die gemeinsam das Klimapotential des Agrar- und Ernährungssektors dauerhaft heben sollen. Das Umsetzungsprogramm von Farm-Food-Climate füllt damit die von der Europäischen Kommission entwickelte „Farm-2-Fork-Strategie“ mit Leben und soll für die notwendige Transformation des globalen Lebensmittelsektors als Pionierbeispiel wirken. Förderpartner:innen von Farm-Food-Climate sind die Famtastisch Stiftung, die Elobau Stiftung und die Stiftung Mercator Schweiz. Das Farm-Food-Climate-Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen seines Innovationsprogramms gefördert und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Projektträger betreut.

Fotos: Jan Wagner, Soilify.org

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