Wie „Dein Almanya” geflüchteten Menschen eine Stimme gibt – im Gespräch mit dem Gründer Ehab Badwi

Ehab Badwi, ehemaliger Project Manager der Welcome Alliance, ist 2013 von Syrien nach Deutschland geflüchtet und kennt die Herausforderungen beim Ankommen nur allzu gut: von Sprachbarrieren über Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt bis hin zu bürokratischen Hürden. Mit Dein Almanya (türkisch für ‚Deutschland‘) hat Ehab jetzt eine  Organisation gegründet, die geflüchtete und zugewanderte Menschen beim Ankommen in Deutschland unterstützt.

Wir haben mit Ehab über seine  Motivation hinter der Gründung von Dein Almanya und die nächsten Ziele seiner Organisation gesprochen.

Lieber Ehab, bei ProjectTogether hast Du mit vielen Initiativen der Welcome Alliance zusammengearbeitet. Jetzt hast Du selbst eine gegründet. Wie kam es dazu?

Als ich 2013 in Deutschland angekommen bin, habe noch nicht ausreichend Deutsch gesprochen, fühlte mich oft isoliert und hatte Schwierigkeiten, mich in alltäglichen Situationen zurechtzufinden. Das machte es mir nicht nur schwer, mich generell in Deutschland einzuleben. Es war auch sehr schwierig für mich, an Informationen zum Arbeits- und Wohnungsmarkt und zur politischen Teilhabe in Deutschland zu gelangen. 

Neben meiner eigenen Migrationsgeschichte habe ich auch in meiner langjährigen Erfahrung in der Integrationsarbeit gesehen, dass viele Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, damit sie politisch teilhaben können. 

Diese Erfahrungen  haben mich angetrieben, Dein Almanya zu gründen und eine Stimme für die Anliegen von geflüchteten und zugewanderten Menschen zu schaffen. Niemand soll dieselben Schwierigkeiten durchleben wie ich damals. Mit Dein Almanya möchte ich den Zugang zu allen relevanten Informationen rund um das Ankommen in Deutschland erleichtern.

 

Welche Ziele verfolgt Dein Almanya?

Unser Ziel ist es, Geflüchtete und Migrant:innen dabei zu unterstützen, ihre politische Teilhabe zu stärken und Barrieren abzubauen. Wir bieten Workshops, Beratungen und Trainings an, die praktische Fähigkeiten der politischen Teilhabe vermitteln. Beispielsweise mit Informationsveranstaltungen zum deutschen Wahlsystem, der Bedeutung der Wahlbeteiligung, und politischen Partizipationsmöglichkeiten – auch auf lokaler Ebene. 

Dazu bauen wir ein Netzwerk auf und schaffen wir Räume, in welchen geflüchtete und zugewanderte Menschen gemeinsame Anliegen bündeln können. Mit dem Ziel, diese in den öffentlichen Diskurs einzubringen. 

Inhaltlich streben wir die Verbesserung der Integrationspolitik, den Abbau von Diskriminierung, die Erhöhung der Wahlbeteiligung sowie Chancengleichheit in Bildung und Arbeit an. Außerdem setzen wir uns für eine stärkere Einbindung von Migrant:innen in politische Entscheidungsprozesse ein.

Quotation

Wie bei ProjectTogether setzen wir bei „Dein Almanya” auf Kollaborationen und die Einbindung verschiedener Perspektiven. Ein zentrales Element ist die partizipative Entscheidungsfindung. So möchten wir sicherstellen, dass alle Stimmen unserer Community gehört werden.

Ehab BadwiGründer und Geschäftsführer
Dein Almanya
Foto: Marlene Charlotte Limburg.

Welchen Rat würdest Du einer Person geben, die sich in einer ähnlichen Situation befindet wie Du damals, als Du in Deutschland angekommen bist? Welche Unterstützung bietet Deine Organisation in solchen Fällen an?

Mein Rat: nicht aufgeben und aktiv nach Netzwerken und Ressourcen suchen. Es ist so wichtig, sich mit anderen Menschen zu verbinden und nach Unterstützung zu fragen. Die Hemmschwelle kann am Anfang natürlich groß sein. Deshalb möchten wir mit Dein Almanya eine Plattform für gemeinsamen Austausch bieten. Über unsere Website und Social-Media-Kanäle kündigen wir regelmäßig unsere Beratungsangebote und Veranstaltungen an.

 

Was sind die nächsten Meilensteine für Deine Organisation?

Wir wollen bald noch mehr Workshops zur politischen Teilhabe in verschiedenen Regionen Deutschlands durchführen. Außerdem möchten wir unsere Community weiter ausbauen und noch mehr Geflüchtete und Zugewanderte erreichen. Wir planen eine intensivere Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträger:innen, um das Bewusstsein für die Anliegen unserer Zielgruppe zu schärfen. Ein wichtiges Ziel ist auch die Mobilisierung zur Teilnahme an Wahlen, damit die Stimmen von Migrant:innen gehört werden. Langfristig streben wir an, Partnerschaften mit anderen Organisationen aufzubauen und gemeinsam stärker für unsere Ziele einzutreten.

 

Wie setzt Du die Wirkungslogik von ProjectTogether bei Dein Almanya fort?

Wie bei ProjectTogether setzen wir bei Dein Almanya auf Kollaborationen und die Einbindung verschiedener Perspektiven. Ein zentrales Element ist die partizipative Entscheidungsfindung. So möchten wir sicherzustellen, dass alle Stimmen unserer Community gehört werden. Außerdem organisieren wir regelmäßig lokale Treffen, Austausch auf digitalen Plattformen und Diskussionsrunden mit politischen Akteur:innen. So möchten wir die kontinuierliche Vernetzung fördern.

 

Vielen Dank, Ehab, für das Gespräch und alles Gute und viel Erfolg mit Dein Alamanya.

 

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