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Circular Futures
Labor Tempelhof

Labor Tempelhof 2024: Wie 100 % Mehrweg bei Großveranstaltungen Realität wird

Ein Reallabor zeigt, dass der Einsatz von Mehrweg bei Großveranstaltungen machbar und zukunftsfähig ist. 

Das Team des Labor Tempelhof in Aktion

Drei Tage lang gab es bei den Konzerten der Band Die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld in Berlin kein einziges Einwegprodukt. Stattdessen feierten, aßen und tranken 150.000 Menschen aus Mehrwegbehältnissen: Das Labor Tempelhof wurde gemeinsam umgesetzt vom WWF Deutschland, dem Mehrwegverband, der Cradle to Cradle NGO, dem Systemanbieter Vytal GTB Catering und mehrweg.einfach.machen. Ein Sinnbild, wie mutige Kooperation und wissenschaftliche Begleitung gemeinsam einen neuen Standard für Nachhaltigkeit schaffen können.

Die Herausforderung

Müllberge bei Großveranstaltungen

Einwegbecher, Pappteller, Plastikbesteck. Noch immer entstehen in Deutschland Milliarden Einwegverpackungen, obwohl praktikable Alternativen längst existieren. 2022 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Einwegverpackungen in Deutschland bei 227 kg (Quelle: Statistisches Bundesamt). Damit liegen wir nicht nur deutlich über dem EU-Durchschnitt von circa 187 kg pro Kopf. Sondern sind das Land, das am meisten Einwegverpackungsmüll in der EU produziert.

Besonders bei Großveranstaltungen türmen sich Becher, Teller und Essensschalen zu Müllbergen. Viele Veranstaltende fürchten jedoch, dass Mehrweg im großen Maßstab zu teuer, zu aufwendig oder organisatorisch kaum umsetzbar sei.

Der Lösungsansatz

100 % Mehrweg bei Konzerten der Punkband Die Ärzte

Das Labor Tempelhof 2024 trat an, um das Gegenteil zu beweisen, mit einer klaren, aber ambitionierten Zielmarke: 100 % Mehrweg. Initiiert von Cradle to Cradle NGO und gemeinsam mit dem WWF Deutschland, dem Mehrwegverband, dem Systemanbieter Vytal GTB Catering und mehrweg.einfach.machen entstand ein vollständig umgesetztes Mehrwegsystem für drei Konzerte der Band Die Ärzte in Berlin. Vom Getränkebecher bis zur Essensschale, von der Rückgabe über Reinigung bis zur Logistik. Gemeinsam entwickelten sie ein Modell, das beweist: Mit Kooperation, Mut und präziser Organisation lassen sich selbst komplexe Systeme wie Großveranstaltungen nachhaltig gestalten.

Die Umsetzung erforderte minutiöse Planung. Die gesamte Versorgungskette wurde neu gedacht. Mit zentralen Rückgabestationen, klaren Kommunikationswegen und hunderten Mitarbeitenden, die geschult wurden, um reibungslose Abläufe zu sichern. Begleitet von der Kühne Logistics University wurde das Projekt wissenschaftlich ausgewertet. Das Ergebnis: belastbare Daten und ein praxisnahes Handbuch für Veranstaltende, das Antworten auf alle zentralen Fragen liefert. Von Personalbedarf über Rückgabestrukturen bis hin zu Kosten, Kommunikation und Akzeptanz.

»Mehrweg ist einer der wichtigsten Hebel für mehr Kreislaufwirtschaft und weniger Müll. Im Labor Tempelhof konnten sowohl Veranstaltende als auch das Publikum die Machbarkeit und die Vorteile von Mehrweg bei Großveranstaltungen erleben. Es ist möglich, es ist sinnvoll – jetzt geht es darum, dass Mehrweg das neue Normal wird.«

Caroline Kraas, WWF Deutschland

Wirkung und Erkenntnisse

Neben den messbaren Erfolgen veränderte das Labor auch das Denken der Beteiligten. Viele Veranstaltende berichteten, dass die intensive Zusammenarbeit zwischen Umweltorganisationen, Logistikunternehmen und Politik neue Perspektiven eröffnete. Was zuvor als »zu komplex« galt, wurde plötzlich machbar – weil Expertise, Vertrauen und gemeinsamer Wille aufeinandertrafen. Die Ergebnisse im Überblick:

  • 100 % Mehrweg bei einer der größten deutschen Veranstaltungen – europaweit einzigartig
  • 150.000 Besucher:innen erfolgreich im geschlossenen Mehrwegsystem versorgt
  • 59.000 Einwegverpackungen in drei Tagen eingespart
  • Handbuch »Mehrweg auf Großveranstaltungen« veröffentlicht – von Veranstaltenden für Veranstaltende
  • Signalwirkung: Mehrweg gilt nun als machbare Standardlösung, nicht mehr als ökologische Nische
  • Politische Anschlussfähigkeit: Ergebnisse fließen in Diskussionen von BMUV, Kommunen und Branchenverbänden ein
  • Transfer: Lernlabor im Dezember 2024 mit über 30 Veranstaltenden (u. a. Berlinale, Karneval der Kulturen)
  • Auszeichnung: Sonderpreis beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis
  • Medienresonanz: Berichterstattung in überregionalen Tageszeitungen, Nachhaltigkeitsmagazinen und Fachportalen
Zusammenarbeit

ProjectTogether in Aktion

ProjectTogether hat das Labor Tempelhof 2024 im Rahmen der Umsetzungsallianz mehrweg.einfach.machen begleitet.

  • Koordination: Operative Begleitung vor Ort
  • Prozessgestaltung: Entwicklung und Dokumentation des Reallaborformats
  • Transfer: Sicherstellung der Weitergabe der Erkenntnisse an Politik, Verwaltung und Branche
  • Kommunikation: Sichtbarmachen der Ergebnisse durch Medienarbeit und Austausch mit relevanten Stakeholder:innen
Was wäre, wenn …?

Mehrweg als Standard

Das Labor Tempelhof beweist: Mehrweg funktioniert auch im größten Maßstab. Wenn Festivals, Sportevents und Stadtfeste in ganz Deutschland auf Mehrweg umstellen, könnten jedes Jahr Millionen Einwegverpackungen eingespart werden.

Reallabore wie das Labor Tempelhof schaffen Vertrauen, senken Einstiegshürden und fördern Standardisierung. Aus einem einmaligen Pilotprojekt kann so eine dauerhafte Struktur entstehen: mit klaren Regeln, die Investitionen erleichtern und Leitmärkte für nachhaltige Verpackungen schaffen.

Im Anschluss an das Labor wurden neue Pilotprojekte gestartet, etwa zu Mehrweg bei Stadtfesten, Straßenumzügen und Open-Airs. Die Erkenntnisse aus Berlin dienen inzwischen als Referenz für Kommunen und Caterer in ganz Deutschland und wird damit zum Symbol für eine neue Haltung: Verantwortung teilen, Ressourcen schonen, Zukunft gestalten.

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