10.000 Tage
Open Social Innovation
Klimajobs

Berufe machen Zukunft: Wie Jugendliche für Klimajobs begeistert werden

Das Collective-Action-Projekt »Berufe machen Zukunft« zeigt, wie Berufsorientierung zum Hebel für Klimaschutz, Fachkräftesicherung und gesellschaftliche Teilhabe wird.

Bis 2030 werden in Deutschland rund 750.000 Fachkräfte gebraucht, um die Klimaziele zu erreichen. Das Collective-Action-Projekt Berufe machen Zukunft zeigt, wie sich junge Menschen frühzeitig für Klimajobs begeistern lassen – dort, wo sie ihre berufliche Zukunft gestalten: in den Berufsorientierungsprogrammen der Bildungswerke. Durch praxisnahe Lehrmaterialien, die gemeinsame Entwicklung mit Jugendlichen und einen Train-the-Trainer-Ansatz ist ein Modell entstanden, das bundesweit Wirkung entfaltet.

Die Herausforderung

Fachkräftemangel bremst die Energiewende

Im Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft sitzen Jugendliche in einem Kurs über Klimajobs. Viele von ihnen wissen noch nicht, was sie nach der Schule machen wollen. Als sie erfahren, dass sie auch als Bäcker:in, Elektriker:in oder Dachdecker:in etwas für den Klimaschutz tun können, heben sich neugierige Blicke. »Ich weiß jetzt, warum Berufe wichtig sind für das Klima und die Zukunft«, sagt einer nach dem Workshop. Ein anderer ergänzt: »Auch als Bäcker kann ich später viel tun für den Klimaschutz. Cool!«

Bis 2030 werden in Deutschland rund 750.000 Fachkräfte gebraucht, um die Klimaziele zu erreichen. Doch viele Jugendliche wissen nicht, welche Berufe dazu beitragen. In den Berufsorientierungsprogrammen der Bildungswerke – die wöchentlich tausende junge Menschen erreichen – spielt das Thema Klimaberufe bisher kaum eine Rolle. Dabei liegt hier ein Schlüssel, um Fachkräfte zu gewinnen und zugleich Zukunftskompetenzen zu vermitteln.

Besonders junge Menschen mit geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt – etwa ohne familiäre Unterstützung oder mit Sprachförderbedarf – können von diesen Berufen profitieren. Eine Trainerin bringt es auf den Punkt:
»Ich finde, es ist ein essenzieller Bestandteil unserer Arbeit, zu zeigen, welche Berufe für und in der Zukunft wichtig sein werden.«

Der Lösungsansatz

Klimajobs für Jugendliche greifbar machen

Hier setzt das Collective-Action-Projekt Berufe machen Zukunft an: Im Rahmen des Open-Social-Innovation-Prozesses unserer Mission 10.000 Tage haben die Partnerorganisationen Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Hessen (ANU Hessen), das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft sowie der Verein duvia einen modularen Baukasten mit Lehrmaterialien zu Klimajobs für Bildungswerke entwickelt – inhaltlich fundiert, praxisnah, diskriminierungssensibel und bewusst niedrigschwellig gestaltet.

Jugendliche begegnen hier nicht abstrakten Berufsbildern, sondern realen Vorbildern: Menschen in unterschiedlichen Berufen, die zeigen, warum ihre Arbeit wichtig ist und welche Zukunftschancen darin liegen. Ziel ist es, Jugendliche zu ermutigen, ihren eigenen Platz in Klimajobs zu finden.

»Mein zukünftiger Ausbildungsbetrieb macht schon total viel für den Klimaschutz. Das ist mir nochmal mehr bewusst geworden«

Eine Teilnehmenden

Die Materialien wurden nicht nur von den Initiator:innen am Schreibtisch entwickelt, sondern gemeinsam mit Jugendlichen erprobt – auch mit Gruppen, die kaum Deutsch sprechen. In der Evaluation von Pilotworkshops mit 66 Teilnehmenden zeigte sich: Durch spielerische und praxisnahe Ansätze begannen Jugendliche, anders über Berufe nachzudenken. Aussagen wie »Ich weiß jetzt, welche Berufe für die Zukunft sehr gesucht werden« oder »Auch als Bäcker kann ich später viel tun für den Klimaschutz« machen die Wirkung deutlich.

Train-the-Trainer: Lehrmaterialien in die Breite tragen

Ein Wesenszug des Projekts ist der Train-the-Trainer-Ansatz: Multiplikator:innen der Bildungswerke, also Menschen, die selbst Berufsorientierung an den Standorten der Bildungswerke durchführen, werden in Workshops geschult, das neue Lehrmaterial einzusetzen. So können die Inhalte schnell bei den Jugendlichen ankommen. Die Train-the-Trainer-Workshops sind interaktiv, praxisnah und orientieren sich an der Lebensrealität der Zielgruppen ​​im außerschulischen Kontext mit benachteiligten Gruppen wie Geflüchteten, Menschen mit Sprachförderbedarf oder Erwerbslosen.

»Ich war am Anfang abgeschreckt und dachte, jetzt kommt schon wieder ein Extra-Thema, dass wir auch noch umsetzen sollen. Aber ich muss sagen, ich bin positiv überrascht worden. Es geht viel mehr um einen Perspektivwechsel auf die Berufe, die wir eh schon vermitteln. Viele davon haben so viel mit Klimaschutz zu tun! Das werde ich jetzt mehr so vermitteln.«

Eine der Multiplikator:innen

Ergebnisse und Wirkung

Heute erreichen die Materialien von Berufe machen Zukunft jährlich rund 29.000 Jugendliche und eröffnen ihnen neue Perspektiven auf Zukunftsberufe. Fast 600 Multiplikator:innen an über 50 Standorten in Hessen und Sachsen wurden bereits geschult. Jede:r von ihnen erreicht 50 bis 100 Jugendliche pro Jahr – ein deutlicher Hebeleffekt.

Für die Entwicklung der Materialien und die Schulung der Multiplikator:innen brachten die beteiligten Organisationen ihre jeweiligen Stärken ein: ANU Hessen steuerte ihre langjährige Erfahrung in der Bildung für nachhaltige Entwicklung bei. Die Bildungswerke der Hessischen und Sächsischen Wirtschaft öffneten ihre Strukturen und Expertise in der Berufsorientierung – inklusive gendersensibler Formate. Der Verein duvia sorgte dafür, dass die Materialien diskriminierungssensibel gestaltet sind und auch marginalisierte Zielgruppen ansprechen.

So entstand ein Beispiel gelebter Collective Action: Wenn Partner:innen mit unterschiedlichen Kompetenzen gemeinsam Lösungen entwickeln, die niemand allein realisieren könnte – von denen aber viele profitieren.

Die Rückmeldungen aus der Praxis sind eindeutig: Jugendliche entdecken Zukunftschancen in Berufen, die ihnen zuvor kaum bekannt waren. Multiplikator:innen berichten, dass sie junge Menschen nun leichter motivieren und einbinden können. Das Projekt wächst weiter – und zeigt, wie praxisnah entwickelte Materialien Akzeptanz und Wirkung zugleich stärken.

Zusammenarbeit

ProjectTogether in Aktion

ProjectTogether hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Mission 10.000 Tage initiiert. Im Open-Social-Innovation-Prozess vernetzte die Mission Akteur:innen aus Bildung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um Lösungen für die Mobilisierung, Aus- und Weiterbildung von Klima-Fachkräften zu entwickeln.

  • Vernetzung: Zusammenführung der Partner:innen von Berufe machen Zukunft im Rahmen der Mission.
  • Begleitung: Methodische und strategische Unterstützung bei der Entwicklung vom Piloten zur skalierbaren Lösung.
  • Förderung: Ermöglichung der Finanzierung durch das BMBF.
Was wäre, wenn …?

Vom Pilotprojekt zum Standard

Berufe machen Zukunft zeigt, wie durch gezielte Kooperation in bestehenden Strukturen und gemeinsames Lernen systemische Lösungen entwickelt werden können.

Was wäre, wenn Berufsorientierung in ganz Deutschland systematisch Zukunftsjobs mit Klimawirkung einschließen würde? Wenn jährlich nicht nur tausende, sondern eine halbe Million Jugendliche erfahren würden, wie sie selbst zur Energiewende beitragen können?

Das CAP zeigt den Weg und macht Berufsorientierung zu einem zentralen Hebel für Klimaschutz, Fachkräftesicherung und gesellschaftliche Teilhabe.

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