Lieber Georg, nach langen Jahren im Journalismus und zuletzt vier Jahren als Chefredakteur bei „The New Institute“ steigst Du bei ProjectTogether ein. Warum?
Zum Journalismus bin ich gekommen wegen etwas, das mich ausmacht und auch die Menschen von ProjectTogether: eine grundlegende Neugier. Ich frage mich immer, in allen Bereichen meines Lebens und Arbeitens: Ist das schon alles gewesen? Ist das alles, was wir als Gesellschaft sein können? Wollen wir das wirklich so machen? Geht es nicht auch anders?
Ich habe immer die Umgebung von Menschen gesucht, die diese Neugier auch antreibt. Der Journalismus war sozusagen das Gefäß dafür, die Gegenwart zu verstehen und vielleicht auch ein wenig die Zukunft. Aber, ehrlich gesagt, ich sehe diese Neugier im Journalismus schon lange nicht mehr. Ich erlebe viel Phlegma, Geschachere an der Oberfläche und die Verwaltung des Bestehenden.
Bei ProjectTogether habe ich ein Team gefunden, das es – wie ich finde – schafft, das Mögliche und Neue konstruktiv in die Umsetzbarkeit zu bringen. Es geht darum: Wie können wir über Veränderungen nicht nur reden, sondern auch zeigen, wie die Veränderung geht? Was sind die besten Beispiele für eine neue demokratische Praxis, die sich den Aufgaben von Klimawandel, Digitalisierung, Migration, alternder Gesellschaft und sozialer Ungerechtigkeit stellt?
Unsere Demokratie wird von einem Grundwiderspruch durchzogen: Wir regieren anders, als wir leben. Das ist eines der zentralen Probleme unserer Verwaltung und unserer demokratischen Praxis generell.
Georg DiezFellow Public-Civic-Transformation bei ProjectTogether
Welche sind für Dich die größten Herausforderungen unserer Gesellschaft? Und wie willst Du sie bei ProjectTogether angehen?
Schon lange beschäftige ich mich auf verschiedene Art und Weise mit der Gegenwart und Zukunft unserer Demokratie. Wir brauchen dringend demokratische Innovationen, weil wir sehen, dass die staatlichen Institutionen und das Regierungshandeln stark herausgefordert sind. Unsere Demokratie wird von einem Grundwiderspruch durchzogen: Wir regieren anders, als wir leben. Das ist eines der zentralen Probleme unserer Verwaltung und unserer demokratischen Praxis generell.
Als Fellow bei ProjectTogether arbeite ich nun an der Gründung eines neuen Centers im Bereich Public-Civic-Transformation mit. Hier soll ausprobiert werden, wie der Staat neu gedacht werden kann – und dieses neue Denken dann eine konkrete Praxis übersetzt werden kann. Wie kann die Verwaltung also Reformen für eine transformative Politik voranbringen? Denn positive Veränderung, so sieht es aus, wird nicht von außerhalb des Apparates kommen. Veränderung wird eher von innen kommen. Wie also können wir die Maschine der Demokratie von innen neu erfinden? Das ist die Frage, die uns alle am Center bewegt.
Welche sind Deine ersten Eindrücke vom Team bei ProjectTogether?
Mir begegnen hier wunderbare Menschen und sehr viel Energie. Ich spüre ein großes intuitives Bewusstsein dafür, was man warum gemeinsam machen will. Die vielen Initiativen, die Partnerschaften und Kollaborationen aus den vergangenen und laufenden Missionen von ProjectTogether machen in einzelnen Themenbereichen schon vor, wie wir als Gesellschaft reale Utopien schaffen können.
Mich interessiert dabei besonders: Was könnte das große Ganze sein? Was kann die Konsequenz für unsere Demokratie sein? Ich bringe einen Metablick, einen theoretisierenden Blick mit – und bin sehr gespannt, das mit der Umsetzbarkeit, dem experimentellen Testen von möglichen Lösungen zu verbinden.
Vielen Dank, lieber Georg, für das Gespräch und alles Gute zum Einstieg bei uns!
Fotos: Marlene Limburg (oben), Leander von Thien (unten).
Du wünschst Dir einen Job mit Sinn?
Du hast den Willen, an zukunftsfähigen Lösungen mitzuwirken? ProjectTogether sucht Mitstreiter:innen für die Transformation.