Neue Kooperation zwischen Staat und Zivilgesellschaft unterstützt Kommunen bei der Lösungsentwicklung im Rahmen der Experimentierklausel.
Berlin, 17. Oktober 2025. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und die Bauwende Allianz starten das „Umsetzungslabor für den Bau-Turbo“. Es begleitet die Startphase der Experimentierklausel zum Bau-Turbo, unterstützt Kommunen bei der praktischen Anwendung und zielt darauf ab, Hürden für schnelleres und verantwortungsvolles Bauen abzubauen. Hier arbeiten alle relevanten Umsetzer:innen aus allen Ebenen im Bereich des Bauens in einem offenen Lernprozess zusammen.
Deutschland steht beim Bauen vor einer doppelten Herausforderung: mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen und zugleich die Klimaziele einhalten. Mit dem Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung will die Bundesregierung den Wohnungsbau vereinfachen und beschleunigen. Kernstück ist die Einführung des neuen § 246e in das Baugesetzbuch (BauGB), der den Kommunen befristet bis 31. Dezember 2030 mehr Flexibilität einräumt.
Die Experimentierklausel eröffnet Städten und Gemeinden die Möglichkeit, neue Wege zu gehen. Neue Baurechte für Wohnungen können geschaffen werden, ohne zuvor einen Bebauungsplan aufzustellen oder zu ändern. Dadurch soll schnell mehr bezahlbarer Wohnraum vor allem in stark nachgefragten Regionen entstehen – nicht nur mit Neubau, sondern auch durch Umbauten, Nachverdichtung, Aufstockungen oder Umnutzung. Die Anwendung der Experimentierklausel ist freiwillig, die Kommunen behalten ihre Planungshoheit.
Bundesbauministerin Verena Hubertz: „Mit dem Bau-Turbo wollen wir den Kommunen den Weg ebnen, um schneller bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Experimentierklausel eröffnet die dafür notwendigen Spielräume für die Schaffung von Wohnbebauung. Mit der Zustimmung erhalten die Kommunen gleichzeitig ein mutiges Instrument, um städtebauliche Anforderungen wie beispielsweise geförderten Wohnungsbau einzufordern und durchzusetzen. Mit dem Umsetzungslabor, das wir jetzt gemeinsam mit der Bauwende Allianz und dem Difu starten, sorgen wir dafür, dass diese Möglichkeiten schneller genutzt und gemeinsam die Voraussetzungen geschaffen werden, damit der Bau-Turbo seine volle Wirkung entfaltet.“
Ein deutschlandweiter Dialog- und Lernprozess
Mit dem Inkrafttreten des Bau-Turbos startet jetzt auch das Umsetzungslabor seine Arbeit. Es begleitet die Startphase des Gesetzes und bringt Menschen aus ganz Deutschland zusammen – von Stadtplanungsämtern und Baubürgermeister:innen über Stadträt:innen und Wohnungsbaugenossenschaften bis hin zu Obersten Bauaufsichtsbehörden und kommunalen Projektentwickler:innen.
Gemeinsam werden hier die neuen Rahmenbedingungen auf konkrete Anwendungsfälle übertragen: Wo lohnt sich der Einsatz des Bau-Turbos besonders? Wie können Kommunen Beteiligungsverfahren effizienter gestalten – und dabei sicherstellen, dass zentrale städtebauliche Standards gewahrt bleiben?
Das Umsetzungslabor wird so zu einem Ort des gemeinsamen Lernens – und zu einer Werkstatt für praxisnahe Lösungen, die zeigen, wie schnelleres und verantwortungsvolles Bauen gelingen kann. Damit macht die Bundesregierung deutlich: Ein Gesetz allein reicht nicht. Für eine erfolgreiche Umsetzung braucht es Ideenreichtum, Problemlösungskompetenz und Engagement aus der Praxis. Das Umsetzungslabor bietet all jenen, die den Bau-Turbo mit Leben füllen wollen, einen gemeinsamen Raum.
Verantwortungsvoll Bauen – Erkenntnisse mit dem Gesetzgeber rückkoppeln
Als bis 2030 befristete Sonderregelung öffnet der Bau-Turbo ein Zeitfenster für schnelleres Bauen – ohne die gemeinsamen Werte aus den Augen zu verlieren.
Wegweisend dafür ist die Neue Leipzig Charta von 2020: Sie stellt Nachhaltigkeit, Teilhabe und Gemeinwohl in den Mittelpunkt – und prägt so die Baupraxis in vielen Kommunen.
Daran knüpft das Umsetzungslabor an. Maria Mußotter vom Team der Bauwende Allianz bei ProjectTogether bringt es auf den Punkt: „Es geht nicht darum, einfach nur schneller und mehr zu bauen – sondern auch anders zu bauen. Das wirft für den Vollzug viele Fragen auf, aber genau darin liegt die Chance, ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit zu verbinden.“
Die besondere Stärke des Umsetzungslabors soll im interkommunalen Lernen liegen, in Transparenz und in der direkten Rückkopplung an das Ministerium. So entstehen nicht nur praktische Hilfestellungen für den Alltag, sondern auch eine solide Grundlage für mögliche Nachjustierungen im Gesetz – für eine nachhaltige, zukunftsfähige Stadtentwicklung.
Fachliche Begleitung sichert Qualität
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) begleitet das Umsetzungslabor als wissenschaftlicher Partner und sorgt dafür, dass die Empfehlungen fachlich fundiert, praxisnah und direkt in kommunale Prozesse integrierbar sind.
Ricarda Pätzold vom Difu sagt: „Mit dem Umsetzungslabor begleiten wir Kommunen dabei, die Chancen des Bau-Turbos praktisch zu nutzen. Wir unterstützen bei der Anwendung der neuen rechtlichen Spielräume und entwickeln hierfür gemeinsame Leitlinien. So entsteht ein Lernprozess, in dem alle Beteiligten voneinander profitieren – für bezahlbaren, nachhaltigen Wohnraum und sichere, zukunftsfähige Bauprojekte.“
Die bis Ende März erwarteten Ergebnisse fließen in einen Praxisleitfaden, der Erfahrungen bündelt und Kommunen in ganz Deutschland konkrete Hilfestellungen bietet.
Bau-Turbo Werkstatt im November
Am 10. November lädt das Umsetzungslabor zu einer bundesweiten Bau-Turbo Werkstatt ein. Digital und vor Ort in Berlin identifizieren mehrere Hundert Teilnehmende Anwendungsfälle des Bau-Turbos, tragen ihr Wissen dazu zusammen und setzen den Grundstein für die Arbeit im Umsetzungslabor. Der folgende Austausch passiert über monatliche digitale Formate und Workshops für die Erarbeitung konkreter Handlungsempfehlungen für umsetzende Kommunen und an das Ministerium.
Anmeldung zur digitalen Teilnahme an der Bau-Turbo Werkstatt unter: Anmeldelink auf Zoom.
Vertiefende Informationen und Pressematerial zum Umsetzungslabor unter www.umsetzungslabor-bauturbo.de.
Kommunen sind eingeladen, auf der Website Ihr Interesse an einer Teilnahme am Umsetzungslabor zu bekunden.
Auf einen Blick: Umsetzungslabor Bau-Turbo
- Hintergrund: Experimentierklausel (§ 246e BauGB) im „Bau-Turbo“, Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung
- Projektträgerin: Bauwende Allianz (initiiert und koordiniert von ProjectTogether) in Kooperation mit dem BMWSB, fachlich begleitet durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu)
- Projektzeitraum: Oktober 2025 bis März 2026
Pressekontakt
Johannes Tödte
Head of Communications, ProjectTogether
jtoedte@projecttogether.org
Über ProjectTogether
ProjectTogether ist eine gemeinnützige Organisation, die gesellschaftlichen Wandel vorantreibt. Dafür koordiniert ProjectTogether missionsorientierte Prozesse, in denen Menschen und Organisationen aus Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft ins gemeinsame Handeln kommen. In breiten Allianzen zeigen sie, wie koordiniertes Handeln über Sektorgrenzen hinweg konkrete Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit ermöglicht.
Mit der Bauwende Allianz treibt ProjectTogether in einem bundesweiten Bündnis aus Politik, Praxis, Wirtschaft und Wissenschaft zukunftsfähiges Bauen und soziales Wohnen voran.
Über das Difu
Das Deutsche Institut für Urbanistik gGmbH (Difu), Berlin, ist eine 1973 auf Initiative des Deutschen Städtetags gegründete Forschungs- und Beratungseinrichtung für die deutschen Städte. Das Difu unterstützt die Kommunen durch praxisorientierte Forschung, Fortbildung und Beratung bei der Lösung aktueller Probleme sowie bei der Bearbeitung langfristiger Perspektiven für eine zukunftsfähige städtische Entwicklung. Als wissenschaftliche Gemeinschaftseinrichtung der deutschen Städte legt es besonderen Wert auf den ständigen Informationsaustausch – sowohl mit der Wissenschaft als auch der Kommunalpraxis –, stellt dabei ein breit gefächertes Leistungsangebot auf Basis von interdisziplinärem Know-how zur Verfügung, schlägt traditionell auch eine Brücke zwischen Kommunal- Landes- sowie Bundesinteressen und kooperiert mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen auf nationaler wie auf internationaler Ebene.