Pressemitteilung: „Unmute Now“ gestartet – ProjectTogether und Alfred Landecker Foundation suchen Ideen für die demokratische Beteiligung junger Menschen

Berlin, 8. April 2021. Viele junge Menschen in Deutschland sind politisch unsichtbar. Eine Studie der Initiative More in Common zeigt, dass fast die Hälfte (45%) der 18-29-Jährigen sich weniger als andere für Demokratie einsetzt und häufig von den demokratischen Institutionen enttäuscht ist.* Das zeigt sich auch bei Wahlen in Deutschland: Die Beteiligung der jungen Generation lag bei der Bundestagswahl 2017 in einigen Altersgruppen neun Prozentpunkte unter der durchschnittlichen (76,2%) und ging zuletzt bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zurück.

Unsere Demokratie hat nur eine Zukunft, wenn sich junge Menschen stärker beteiligen – das ist der Grundgedanke des heute gestarteten Programms „Unmute Now“. Zielsetzung ist es, mit innovativen Ansätzen die demokratische Beteiligung junger Menschen zu stärken, die sich als unpolitisch verstehen bzw. nicht wählen gehen. Der Name „Unmute Now“ zeigt, worum es geht: Junge Stimmen jetzt hörbar machen.

Veränderung durch Mitgestaltung: Open Social Innovation

Das Programm basiert auf Open Social Innovation – einer Methodik, die für einen breiten Beteiligungsprozess (Open) steht, um gesellschaftliche Herausforderungen (Social) mit neuen Lösungen (Innovation) anzugehen. Dabei steht das parallele Erproben von zahlreichen Lösungsansätzen im Vordergrund, um schnell herauszufinden, was funktioniert und was nicht. Bewährte Ansätze werden mittels Kooperationen in die Umsetzung gebracht und verstetigt.

25 Teams werden mit 100 Engagement-Stipendien unterstützt

Ab heute bis zum 17. Mai können sich Initiativen mit Ideen bewerben, wie junge und zu wenig repräsentierte Menschen sich stärker an politischen und demokratischen Prozessen beteiligen. Von neuen Kommunikationsformaten oder Tools über Kooperationen und Veranstaltungen – alle Ideen sind gefragt, um junge Menschen für Engagement zu begeistern. Bis Ende Mai wählt eine unabhängige Jury 25 Teams aus, die von Juni bis mindestens Oktober 2021 bei der Entwicklung, Erprobung und Umsetzung ihrer Ideen begleitet werden. Zur Unterstützung der Initiativen werden 100 Engagement-Stipendien vergeben, die Lebensunterhaltskosten und Projektkosten der Empfänger:innen für die Dauer der Initiativen abdecken.

Neue Möglichkeiten für demokratische Teilhabe schaffen

Für ProjectTogether und die Alfred Landecker Foundation ist „Unmute Now“ das langfristige Bestreben, ein gesellschaftliches Missverhältnis zu verändern: Obwohl die Gestaltung der großen politischen Themen – Zukunft der Demokratie, Digitalisierung, Klimakrise – besonders das Leben junger Menschen betrifft, sind junge Stimmen nicht genug vertreten.

Henrike Schlottmann, Co-Geschäftsführerin von ProjectTogether, sagt zum Start von „Unmute Now“: “Kampagnen mit der Botschaft ‘Geh wählen’ reichen nicht aus. Neue Zeiten brauchen neue Möglichkeiten demokratischer Teilhabe – auch über Wahlen hinaus. Es müssen neue Formen der Beteiligung aus der Gesellschaft heraus entstehen. Mit „Unmute Now“ wollen wir dazu einen Beitrag leisten und unterstützen 25 Ideen, die zur Bundestagswahl und nachhaltig neue Formate und Kanäle zur Einbindung des jungen unsichtbaren Drittels entwickeln.”

Andreas Eberhardt, Geschäftsführer der Alfred Landecker Foundation, erklärt dazu: “Demokratie hat ein Design-Problem. Die aktuellen Beteiligungsformate sind nicht auf die Bedürfnisse junger Menschen ausgerichtet. Mit dem Projekt „Unmute Now“ wollen wir das ändern: Es werden schnell Prototypen entwickelt und getestet. Und das nicht für junge Menschen, sondern von und mit jungen Menschen. Nur durch ihre aktive Beteiligung kann Demokratie langfristig bestehen.”

Aktuelle Forschungsergebnisse bilden die Grundlage

Am Dienstag, 20. April, wird ProjectTogether das Diskussionspapier “Junge Menschen beteiligen!” veröffentlichen und vorstellen. Dieses umfasst die Ergebnisse einer Metastudie zur gesellschaftlichen Beteiligung junger Menschen und die Erkenntnisse aus Fokusgruppen zur Untersuchung der Lebenslagen junger Nicht-Wähler:innen nach den Landtagswahlen 2021 in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. 

Der Bewerbungszeitraum für „Unmute Now“ ist gestartet. Bis zum 17. Mai 2021 können sich Initiativen auf www.unmutenow.org für die Teilnahme bewerben.

Digitale Infoveranstaltung über „Unmute Now“ und die zugrunde liegende Forschung am Dienstag, 20. April 2021, 18.30 Uhr: Anmeldung hier. Alle Interessierten – aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik oder Medien – sind herzlich eingeladen.

*Das Unsichtbare Drittel setzt sich aus den „Pragmatischen“ und den „Enttäuschten“ zusammen, jeweils 16% und 29% der 18-29-Jährigen. Das Unsichtbare Drittel setzt sich weniger als andere für Demokratie ein und ist häufig von den demokratischen Institutionen enttäuscht. Quelle: Die andere deutsche Teilung: Zustand und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft – More in Common, Deutschland.

Über Alfred Landecker Foundation

Die Alfred Landecker Foundation fördert und beschleunigt die Entwicklung einer offenen, demokratischen und diskriminierungsfreien Gesellschaft – innovativ, mutig und disruptiv.  Als Inkubator für Demokratie im digitalen Zeitalter stellt die Alfred Landecker Foundation technologischen Fortschritt und umfassende Expertise in den Dienst offener Gesellschaften, dem Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus und einer zeitgemäßen Erinnerungskultur. Die Stiftung schafft Netzwerke, Räume und Wissen, indem sie interdisziplinäre Projekte unterstützt, fördert, vernetzt und professionalisiert. Durch den Aufbau eines Netzwerks global aktiver Partner:innen macht sie Wissen und Erfahrungen breit verfügbar und bringt unterschiedlichste Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis an einen Tisch. 

Die Alfred Landecker Foundation wurde 2019 von der Stifterfamilie Reimann gegründet und hat ihren Sitz in Berlin. Zuvor hatte der von ihnen beauftragte Wirtschaftshistoriker Professor Paul Erker ermittelt, dass die Firmenleitung des Familienunternehmens Joh. A. Benckiser GmbH in der Zeit des Nationalsozialismus überzeugte Unterstützerin des NS-Regimes waren. Um sich ihrer daraus erwachsenden Verantwortung zu stellen, ist es den Firmenerben ein Anliegen, noch lebende Opfer des Holocaust zu unterstützen und, als Lehre aus der Geschichte für die Gegenwart, Demokratie und Menschenrechte zu fördern und zum Erhalt und der Stärkung einer pluralistischen Gesellschaft beizutragen. 

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Website zum Programm „Unmute Now“


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